Forschungsgruppe Terrorismus
Terrorismus als Form von politischer Gewalt hat seit Ende des Kalten Krieges im Rahmen innerstaatlicher bewaffneter Konflikte zugenommen und wurde sich von unterschiedlichen, transnational operierenden, nicht-staatlichen Akteurinnen und Akteuren zu eigen gemacht. Die gesellschaftlichen Kosten des Terrorismus in Form von ökonomischen, sozialen und politischen Folgeerscheinungen sind hoch. In der Folge gewann Terrorismus auf der Agenda westlicher wie nicht-westlicher Sicherheitspolitik und als Schreckensszenario innerhalb westlicher Gesellschaften höchste Priorität. Staatliche Maßnahmen, die im Rahmen von counter-terrorism ergriffen wurden, haben neue Formen politischer Gewalt hervorgebracht. Diese reichen von innerstaatlicher Repression und massiven Menschenrechtsverletzungen über transnationale Praktiken wie außerordentliche Auslieferungen und damit verbundene Folter bis hin zu Militärinterventionen und Drohnenkriegen. Diese neuartigen oder wiedergekehrten Gewaltformen in ihrer reziproken Bedingtheit, den gesellschaftlichen Wechselwirkungen und im Kontext von globaler Politik zu verstehen, Legitimitätszuschreibungen in Bezug auf Akteurinnen und Akteure, Gewaltpraktiken und sicherheitspolitische Maßnahmen zu hinterfragen, alternative Umgangsweisen aufzuzeigen und so zur Möglichkeit einer Gewaltreduktion und Deeskalation von Konflikten beizutragen, ist von hoher friedenspolitischer Relevanz.
Die Forschungsgruppe Terrorismus setzt sich mit transnational operierenden Diskursen und Ideen auseinander und untersucht die Auswirkungen sowie die transnational organisierten Praktiken und Netzwerke des Terrorismus und counter-terrorism sowie des Islamismus und Jihadismus.
Anspruch der Gruppe ist es, aus einer vergleichenden, interdisziplinären und kritischen Perspektive zu forschen, die sowohl historisiert als auch regional und globalzeitlich kontextualisiert. Hierfür verbindet sie politikwissenschaftliche Ansätze der Friedens- und Konfliktforschung mit den Disziplinen der Psychologie, Geschichte und Kulturwissenschaft. Die Forschungsgruppe interessiert sich (1) für Formen von gewaltsamer Ordnungsbildung und untersucht nicht-staatliche (Gewalt-) Akteurinnen und Akteure, Staaten sowie gesellschaftliche Akteurinnen und Akteure in ihrem Verhältnis zu Staaten. (2) Zum zweiten fragt sie aus einer Interaktionsperspektive nach Mustern im diskursiven und praktischen Handeln zwischen diesen Akteurinnen und Akteuren. (3) Schließlich sind die Phänomenbereiche Terrorismus und counter-terrorism sowie Islamismus und Jihadismus nur im Kontext einer globalen Ordnung zu verstehen. Die Gruppe untersucht daher, wie einerseits das Handeln von Akteurinnen und Akteure durch diese Strukturen ermöglicht wird und in sie eingebettet ist, es diese aber anderseits auch herausfordert, transformiert oder reproduziert.
Laufende Dissertationen
Abgeschlossene Dissertationen
- Kulueva, Sabina