Parlamente in der Sicherheitspolitik

In Demokratien liegt die Ver­fügungs­gewalt über die Ent­sendung des Militärs ins Ausland in der Regel bei der Regierung. Nicht immer besitzt das Par­la­ment dabei Mit­wirkungs­­rechte und nur in einer Minder­heit der Staaten sind diese Rechte so stark wie die des Bundes­tags, der gegen jeden Bundes­­wehr­einsatz sein Veto einlegen kann.

Das Parla­ment an solch zentralen sicherheits­­politischen Ent­schei­dungen zu beteiligen, kann als wichtiger Teil der Demo­krati­sie­rung von Sicher­heits- und Ver­teidi­gungs­politik angesehen werden. Die Ein­be­ziehung des Parla­ments führt aus Sicht vieler Beo­bachtenden dazu, dass die Sicherheits­­politik demo­kratischer, effektiver und fried­licher wird. Parla­men­ta­rische Beteiligung ver­spricht zunächst Transparenz und offene Dis­kus­sion sicherheits­­politischer Ent­schei­dungen. Dies ist nicht nur all­gemein ein Beitrag zur Demo­­kratisie­rung, sondern kann auch eine Ab­sicherung gegen militärische Aben­teuer dar­stellen. Riskante oder ander­weitig pro­ble­ma­­tische Einsätze können demnach in einer offenen Dis­kus­sion vorab erkannt und ver­hindert werden. Wird dem Parla­ment ein Veto über Militär­­einsätze ein­geräumt, sinkt außerdem – so zumindest die theo­re­tische Er­wartung – die Wahr­schein­­lich­keit, dass das Militär tat­sächlich eingesetzt wird und die Außen­politik wird fried­licher.

Doch diese Erwartungen werden nicht von allen Beobach­tenden geteilt. So wird beispiels­­weise argumentiert, Sicher­heits­politik werde weniger effizient und effektiv, wenn par­la­men­ta­rische Verfahren die Ent­scheidungs­­findung verlang­samen und es anderen Staaten leicht machen, in die Einsatz­­planungen der Regierung Einsicht zu nehmen. Außerdem könne die stärkere Ein­be­ziehung der Öffent­lich­keit dazu führen, dass vor­eilig militärische Einsätze betrieben werden, weil sie populär sind, noch bevor alle anderen Mittel zur Problem­lösung ausge­­schöpft wurden.

Das Projekt nimmt diese wider­­sprüchlichen Erwartungen zum Anlass, um die Rolle von Par­la­menten für die Sicher­heits­­politik empirisch zu unter­suchen: Welche Beteiligungs­­möglich­keiten haben Par­la­men­te heute tatsächlich, wie wirkt sich ihre Be­teiligung auf die Außen­­politik und wie auf die demo­kratische Dis­kus­sion von Sicher­heits­­politik aus? Dabei werden zwei Ebenen unter­schieden.

Rolle nationaler Parlamente

Zum einen wird die Rolle nationaler Parla­mente in der Sicher­heits­­politik von Staaten unter­sucht. Hier stand zu Beginn des Projekts zunächst die Frage im Vorder­­grund, wie sich die Be­teiligungs­­rechte von Parla­menten über verschiedene Demo­­kratien hinweg unter­scheiden und wie diese Unter­schiede zu erklären sind. Nach Abschluss dieser Studie rückte die Frage in den Mittel­punkt, wie die Be­ziehung zwischen Parla­ment und Regierung in der Sicher­heits­­politik jenseits formaler Be­teiligungs­­rechte konzipiert werden kann und wie sich die Be­ziehung zwischen Exekutive und Legislative auf Politik­­inhalte und auf den politischen Diskurs auswirkt.

Kooperation zwischen Parlamenten

Zum anderen wird die Rolle trans­na­tionaler parla­men­ta­rischer Kooperation unter­sucht. Entscheidungen über den Einsatz des Militärs werden heute meist in enger inter­na­tionaler Ab­stimmung getroffen. Nationalen Parla­menten wird es durch diese inter­na­tionale Ver­flechtung der Sicher­heits­­politik erschwert, die Politik „ihrer“ Regierung zu kontrollieren. Sie reagieren darauf ihrer­seits mit trans­na­tionaler Zusammen­arbeit, die aber ganz eigenen Heraus­for­derungen ausgesetzt ist. Das Projekt beleuchtet diese Heraus­for­derungen und setzt dabei einen Schwer­­punkt auf die inter­parla­menta­rische Kooperation inner­halb der EU.

Projektleitung:
1
Actor, network, symbol: The Inter-Parliamentary Conference on CFSP/CSDP | 2019

Peters, Dirk (2019): Actor, network, symbol: The Inter-Parliamentary Conference on CFSP/CSDP, in: Raube,Kolja/Müftüler-Baç, Meltem/Wouters, Jan (eds), Parliamentary Cooperation and Diplomacy in EU External Relations. An Essential Companion, Cheltenham, UK: Edward Elgar Publishing, 158–173, https://doi.org/10.4337/9781786438850.00018.

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2
Parliaments in Security Policy | 2018

Mello, Patrick A. / Peters, Dirk (eds), (2018): Parliaments in Security Policy. Involvement, Politicisation, and Influence, (Special Issue "British Journal of Politics and International Relations" 20:1), Table of Contents at SAGE Journals.

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3
Parliaments in Security Policy: Involvement, Politicisation, and Influence | 2018

Mello, Patrick A. / Peters, Dirk (2018): Parliaments in Security Policy: Involvement, Politicisation, and Influence, in: British Journal of Politics and International Relations, 20:1, 3–18, DOI: 10.1177/1369148117745684.

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4
Actor, Network, Symbol: The Interparliamentary Conference on CFSP/CSDP | 2017

Peters, Dirk (2017): Actor, Network, Symbol: The Interparliamentary Conference on CFSP/CSDP. PACO Working Paper No. 3, (Download pdf, 572kb).

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5
EU-Sicherheitspolitik und Brexit: | 2017

Peters, Dirk (2017): EU-Sicherheitspolitik und Brexit:. Das „hung parliament“ als Chance, PRIF Blog, 5.7.2017.

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6
Parlamente in der Friedens- und Sicherheitspolitik: Parlamentarische Kontrolle von Streitkräfteeinsätzen im Licht der Forschung | 2017

Peters, Dirk / Mello, Patrick A. (2017): Parlamente in der Friedens- und Sicherheitspolitik: Parlamentarische Kontrolle von Streitkräfteeinsätzen im Licht der Forschung, in: S+F: Sicherheit und Frieden, 35:2, 53–59, DOI: 10.5771/0175-274X-2017-2-53.

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7
Parliamentary Control of CSDP | 2014

Peters, Dirk / Wagner, Wolfgang / Glahn, Cosima (2014): Parliamentary Control of CSDP. The Case of the EU's Fight Against Piracy off the Somali Coast, in: European Security, 23:4, DOI: 10.1080/09662839.2014.896341.

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8
Executive Privilege or Parliamentary Proviso? | 2013

Peters, Dirk / Wagner, Wolfgang (2013): Executive Privilege or Parliamentary Proviso? Exploring the Sources of Parliamentary War Powers, in: Armed Forces & Society, DOI: 10.1177/0095327X12472878.

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9
Parliaments at the Water's Edge | 2013

Peters, Dirk / Wagner, Wolfgang / Glahn, Cosima (2013): Parliaments at the Water's Edge. The EU's Naval Mission Atlanta, in: Crum, Ben/Fossum, John Erik (eds), Practices of Inter-Parliamentary Coordination in International Politics. The European Union and Beyond, Colchester: ECPR Press, 105–123.

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10
Zwischen Effizienz und Legitimität | 2012

Peters, Dirk / Wagner, Wolfgang (2012): Zwischen Effizienz und Legitimität. Parlamentarische Kontrolle von Militäreinsätzen im weltweiten Vergleich, in: Friedens-Warte, 87:2–3, 69–87.

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11
Between Military Effciency and Democratic Legitimacy | 2011

Peters, Dirk / Wagner, Wolfgang (2011): Between Military Effciency and Democratic Legitimacy. Mapping Parliamentary War Powers in Contemporary Democracies, 1989-2004, in: Parliamentary Affairs, 64, 175–192.

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12
Parlamentarische Kontrolle von Militäreinsätzen in westlichen Demokratien | 2011

Peters, Dirk / Wagner, Wolfgang (2011): Parlamentarische Kontrolle von Militäreinsätzen in westlichen Demokratien. Forschung DSF No. 28, Osnabrück: Deutsche Stiftung Friedensforschung.

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13
Parliamentary Control of Military Missions: The Case of the EU NAVFOR Atalanta | 2011

Peters, Dirk / Wagner, Wolfgang / Glahn, Cosima (2011): Parliamentary Control of Military Missions: The Case of the EU NAVFOR Atalanta, RECON Online Working Paper Nr. 24.

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14
Parliaments and European Security Policy | 2010

Peters, Dirk / Wagner, Wolfgang / Deitelhoff, Nicole (2010): Parliaments and European Security Policy. Mapping the parliamentary field, in: European Integration online Papers (EIoP), 14:1, http://eiop.or.at/....

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15
External Threat and Democratic Institutions | 2010

Peters, Dirk / Wagner, Wolfgang (2010): External Threat and Democratic Institutions. The Parliamentary Control of Military Missions, Working Paper No. 29 (2010-03), Department of Political Science, VU University Amsterdam.

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16
Parlamentsvorbehalt oder Exekutivprivileg? | 2010

Wagner, Wolfgang / Peters, Dirk (2010): Parlamentsvorbehalt oder Exekutivprivileg? Ursachen unterschiedlicher Entscheidungsverfahren beim Einsatz von Streitkräften, in: Zeitschrift für Internationale Beziehungen, 17:2, 203–234.

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17
Parliamentary War Powers Around the World, 1989-2004 | 2010

Wagner, Wolfgang / Peters, Dirk / Glahn, Cosima (2010): Parliamentary War Powers Around the World, 1989-2004. A New Data Set, Geneva Center for the Democratic Control of Armed Forces (DCAF) Occasional Paper 22, Genf, https://www.dcaf.ch/....

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18
Parliaments and European security policy | 2008

Peters, Dirk / Wagner, Wolfgang / Deitelhoff, Nicole (2008): Parliaments and European security policy. Mapping the Parliamentary Field, in: Peters, Dirk/Wagner,Wolfgang/Deitelhoff,Nicole (eds), The Parliamentary Control of European Security Policy, RECON Report No.6, Oslo: ARENA - Centre for European Studies, 3–27.

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Partner

Konsortium Reconstituting Democracy in Europe (RECON), geleitet von ARENA Centre for European Studies, University of Oslo
Konsortium Reconstituting Democracy in Europe (RECON), geleitet von ARENA Centre for European Studies, University of Oslo
www.reconproject.eu
Prof. Dr. Wolfgang Wagner, Vrije Universiteit Amsterdam
Prof. Dr. Wolfgang Wagner, Vrije Universiteit Amsterdam
https://research.vu.nl/en/persons/wolfgang-wagner

Förderer

Deutsche Stiftung Friedensforschung (DSF)
Deutsche Stiftung Friedensforschung (DSF)
www.bundesstiftung-friedensforschung.de
Europäische Kommission
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ec.europa.eu